Zwei Preisträger beim 7. Kompositionswettbewerb 2012 der Berliner Philharmoniker

Am 7. Kompositionswettbewerb der Berliner Philharmoniker haben auch zwei Schüler der Komponistenklasse Dresden teilgenommen, und die beiden 14-Jährigen gehören zu den vier Gewinnern! Prämiert wurden Goetz Bienert für sein Sextett „pour le type de machine“ für Flöte, Klarinette, Trompete, Posaune, Violine und Violoncello und Jan Arvid Prée für sein Quartett op. 66 für Bassklarinette, Viola, Violoncello und Kontrabass.

Alle Preisträger-Stücke wurden am 14. Dezember im Hermann-Wolff-Saal der Berliner Philharmonie durch Mitglieder der Berliner Philharmoniker uraufgeführt. Zur Auszeichnung gehörten desweiteren ein Gespräch mit dem Komponisten und Juroren Hanspeter Kyburz, die Teilnahme an den Proben mit den Philharmonikern sowie eine Tonaufnahme der Aufführung.

Paul Gertitschke

„Die fünfjährige Mitgliedschaft in der Komponistenklasse hat mich in meiner musikalischen Laufbahn und meinen Berufs- und Studienwünschen sehr geprägt (heute studiere ich Ballettimprovisation und instrumentale Korrepetition in Leipzig).
Sie war für mich immer ein Ort des Lernens und des Austauschs und sie hat mich immer wieder ermuntert, über den eigenen Schatten zu springen und Kunst zu schaffen, die wirklich künstlerisch wertvoll ist. Die Lehrer selbst sind sehr erfahren. Ich habe immer auf alle Fragen eine höchst kompetente Antwort bekommen. Eine aufgeweckte Truppe junger Leute, unter denen man gute Freunde gefunden hat, waren wir in den Ferienkursen – für mich intensive Tüftlerwerkstätten, in denen man zusammen komponiert, musiziert, gespielt und gegessen hat. Aber auch die Gespräche über Musik und Komposition im Unterricht waren ein Highlight.“

(Dezember 2012)
Paul Zimnik (geb. Gertitschke) studierte Ballettimprovisation und Instrumentalkorrepetition an der HMT Leipzig. Er arbeitet als Ballettrepetitor an der Musikalischen Komödie Leipzig sowie als Korrepetitor am Leipziger Tanztheater.

Komponistenklasse Dresden als „Ausgewählter Ort“ im Land der Ideen geehrt

Im Rahmen des Jubiläumskonzertes „À la quarte“ wurde die Dresdner Komponistenklasse am 7. Oktober 2012 als „Ausgewählter Ort“ im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet.

Stephan Lewandowski

„Obwohl meine Zeit in der Kinderkomponistenklasse Halle-Dresden nur recht kurz war, habe ich viel Positives, Anregendes und auch Lustiges erlebt. Ich habe mich in meinem letzten Schuljahr über regelmäßigen Kompositionsunterricht sowie einen Ferienkurs intensiv auf mein Kompositionsstudium vorbereiten können. Unterricht in Instrumentenkunde, Gehörbildung und Musiktheorie, aber auch Einblicke in die Theaterwelt und Besuche von Museen gehörten zu den umfassenden Eindrücken, die ich vermittelt bekam. Mehrfach fanden auch öffentliche Konzerte an renommierten Spielorten und mit hochkarätigen Musikern statt. Die Probephase und die Konzertatmosphäre gestalteten sich dabei äußerst angenehm. Alle – spielbaren und mitunter auch nicht spielbaren Ideen – wurden stets ernst genommen und gegebenenfalls umgearbeitet. Heute unterrichte ich selbst an zwei Musikhochschulen Musiktheorie und an einer Musikschule Klavier und Musiktheorie.“

(Februar 2011)

Stephan Lewandowski studierte Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik Dresden und lehrt seit 2006 freiberuflich an der Hochschule für Musik Dresden sowie an der Hochschule für Musik Weimar. 2012 promovierte er bei C. Kühn (Dresden) und M. Schuijer (Amsterdam). 2014/2015 hatte er eine Vertretungsprofessur Musiktheorie an der Hochschule für Musik Dresden inne. Seit 2019 ist er Dozent für Musiktheorie an der BTU Cottbus. Seine Forschungsschwerpunkte sind Musik der „Klassischen Moderne“ und Klaviermusik des frühen 19. Jahrhundert.

Julia Rarisch

„Komponistenklasse – das hieß Stifte spitzen und Notenpapier einpacken statt der Badehose und dann rein in den Rausch von Noten und Musikinstrumente. Interpreten „zum Anfassen“ und die Frage, was passiert, wenn man den Schalltrichter der Posaune beim Spielen ins Wasser hält. Wir Schüler waren eine bunte Mischung, die gemeinsam beim Singen harmonierten und musizierten, aber auch ganz schön viel Rabazz machen konnten.
In den Jahreskonzerten wurde hörbar, was der Kopf ersponnen hat. Ich glaube, spurlos ging das an niemandem von uns vorbei. Für mich ist das Komponieren immer noch Teil des Lebens und als Musikerin widme ich mich intensiv der zeitgenössischen Musik, das wäre wohl nicht so ohne die Komponistenklasse geworden.“

(Februar 2011)

Julia Stegmann (geb. Rarisch) studierte an der HfMT Hamburg Viola im Masterstudiengang bei Prof. Nichiteanu. Zuvor war sie an der UdK Berlin Master of music (mit Schwerpunkt zeitgenössische Musik) bei Prof. Hartmut Rohde, bei dem sie auch schon ihr Diplom machte. 2020 schloss sie ihren Masterstudiengang Musiktherapie an der HfMT Hamburg ab und arbeitet seitdem in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wilhelmstift Hamburg und freiberuflich als Musiktherapeutin.

Bernd Schumann

„Die Komponistenklasse war für mich ein geschützter Raum, ein Refugium, fernab von Wettbewerbs- und Konkurrenzdruck, in dem jeder Schüler sich unterschiedslos vom Ausbildungsstand als Mensch und Künstler ernst genommen fühlen konnte. Die freundschaftliche Atmosphäre und das libertäre, vergleichs- und bewertungsfreie pädagogische Konzept waren sehr prägend für meine persönliche Entwicklung. Unter höchstqualifizierter Anleitung und besten Arbeitsbedingungen konnte ich so einen Grundstein legen für meine weitere Laufbahn, sowohl in beruflicher als auch in künstlerischer Hinsicht. Ich verdanke der Komponistenklasse sehr viel.“

(Februar 2011)

Bernd Schumann absolvierte die Tonmeisterausbildung an der Hochschule für Musik in Detmold, studierte dann in Detmold, Bremen, Hamburg und Leipzig Komposition und Elektroakustische Musik (2012 Konzertexamen) und arbeitet seit 2011 als Tontechniker am Deutschen Theater Göttingen. Als Komponist ist er vor allem im Bereich der Kammer-, live-elektronischen und akusmatischen Musik tätig. Seit vielen Jahren unterrichtet er als Gastdozent in den Sommerkursen der Komponistenklasse Dresden. 2017 gründete er die „Göttinger Abende Zeitgenössischer Musik“, eine Konzertreihe für Neue Musik, die er bis heute leitet.

Wieland Schwanebeck (geb. Schmid)

„Dass man niemals nur mit Gleichaltrigen zusammenglucken muss, dass gemeinsames Singen allen Stimmbrüchen zum Trotz lohnen kann, dass man in keinem Alter nur für die Schublade Musik schreiben muss, all dies sind Lehren, die ich meiner Zeit in der Komponistenklasse verdanke. Wie die meisten Schüler sind es vor allem die Ferienkurse, mit denen ich wunderbare Erinnerungen verbinde, aber ohne den regelmäßigen Unterricht in Dresden hätte es zum Jahreskonzert niemals fertige – oder durchdachte – Noten, ganz zu schweigen von gerade noch in der Frist fertig gewordenen Stimmauszügen gegeben. Welchen Verlauf ein Schuljahr auch immer nach, was auch „sonst so“ im Leben gerade prägend gewesen war – in der Komponistenklasse sind wir alle immer ein bisschen aus der Zeit gefallen, und haben miteinander musiziert. Gemäß dem Musikverständnis, das mir die Komponistenklasse mit auf den Weg gegeben hat, zähle ich zum Musizieren jeden Aspekt des Miteinanders, wobei Notenpapier-Bekritzeln ein wichtiger Teil, aber bei weitem nicht alles ist.“

(Februar 2011)

Wieland Schwanebeck studierte Germanistik und Anglistik an der TU Dresden, promovierte dort 2013 mit einer Arbeit zum Hochstaplermotiv in den Ripley-Romanen von Patricia Highsmith und war an der TU Dresden als anglistischer Literatur- und Kulturwissenschaftler tätig. Er lehrt und forscht u.a. zu Männlichkeit, Hochstapelei, Humor und britischer Filmgeschichte und legte 2020 eine Literaturgeschichte des Zwillings vor. Im Oktober 2021 wurde sein Schauspiel „Slapstick“ am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zwickau uraufgeführt. Seit vielen Jahren engagiert er sich im Vorstand des Vereins Freunde und Förderer der Komponistenklasse Dresden e.V. und wurde 2021 zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.

Da wiehert die Tuba

Freie Presse Chemnitz – Tim Hofmann, 19.10.10
Die Kinderkomponistenklasse Dresden zeigt erstmals in Chemnitz, wie aufregend Neue Musik klingen kann
[…] Die Klänge, die zu hören waren, erschließen dagegen ganz andere Weiten, und das nicht nur, weil mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin international angesehene Profis die Stücke der Mädchen und Jungen zum Leben erweckten: Die Werke deckten ein breites Spektrum von Barock-inspirierten Sätzen bis zu lustvoll-freiem Klangexperiment ab und bestachen vor allem durch eine unverkopfte, herzliche Frische voller Musiklust und Erfindergeist. Infantil war dabei absolut nichts, auch wenn man das auf den ersten Blick vermuten mag. Doch die Idee, etwa die Nahrungssuche einer französischen Krabbe samt ihrem schicksalhaften Tod mehr…

Zwischen Geistern und Realität

Dresdner Neueste Nachrichten – Hartmut Schütz, 19.10.10
Die Hellerauer TonLagen, Dresdens Festival der zeitgenössischen Musik, boten nicht nur ein Dach für große Formate und bekannte Namen, sondern hatten mit dem Jahreskonzert der Komponistenklasse Dresden

mehr…

„Meine Schritte auf der Straße“

Dresdner Neueste Nachrichten – Gabriele Gorgas, 15.6.10
Binationales bei „Kids on stage“ in Hellerau
Dass Kinder schon frühzeitig ihre Eltern mit verrückten Zeichnungen und Malereien überraschen, kennt ja jeder. Auch, dass sie gern singen und tanzen. Doch komponierende Kinder und Jugendliche, das dürfte wohl eher die Ausnahme sein, wobei in Dresden davon schon seit fast drei Jahrzehnten immer mal wieder zu hören ist. Schließlich gibt es eine Komponistenklasse für junge Tonschöpfer. […] Bei „kids on stage“ im Festspielhaus Hellerau hat sich jetzt die Komponistenklasse Dresden erstmals in einem Gemeinschaftskonzert mit der Prager Komponistenklasse „Maly Dvorak“ vorgestellt, und was da im Großen Saal vor reichlich mehr…

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