Tönende Einbrecher verbiegen Orchesterprofis die Finger

Freie Presse Chemnitz – Tim Hofmann, 6.11.07
Frischer Wind für altehrwürdige Konzerthäuser: In Dresden stellen Kinder der Komponistenklasse mit farbigen Klängen die Klassik auf den Kopf
[…] Wenn man am Samstagnachmittag in der Dresdner Dreikönigskirche das Jahreskonzert der Komponistenklasse gehört hat, fragt man sich besorgt, warum es so eine Klasse nicht an jeder Musikschule gibt. Mindestens. Denn die Stücke, die die nur 19 (!) Schüler erdachten, waren eine kleine Offenbarung irgendwo zwischen Neuer Musik und Volksliedern. […] Die Nachwuchs-Komponisten nutzen dabei so keck wie filmreif viele Effekte – auch wenn die sehr versierten Musiker von Sinfonietta Dresden unter der Leitung von Milko Kersten, die die Werke mit allem „erwachsenen“ Ernst einstudiert hatten, sich dafür ganz schön die Finger verbiegen mussten. Herausragend dabei die beiden Miniaturen „Leben in der Stadt“ und „Der Einbrecher“ von Laurin Stöckmann, der verblüffend bildhafte Szenen mit rein klassischen Mitteln zu erzeugen wusste. Jeder der Komponisten erhielt zur Uraufführung viel Beifall und Blumen. Ob aus den kleinen Tonschöpfern einmal echte Größen werden, ist sicher offen. Eines werden sie mit Sicherheit nicht: reine Orchester-Handwerker und akribische Nachspieler mit Bach-Scheuklappen.

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