Kostbare Häppchen

Dresdner Neueste Nachrichten – Kathleen Goldammer, 12.9.17

Die Komponistenklasse gab ein Familienkonzert in Hellerau

Wie schreibe ich auf, was in mir klingt? Eine Herausforderung ohnegleichen. Die 14 Schüler der Komponistenklasse Dresden, alle zwischen 8 und 18 Jahre alt, haben sich dieser Aufgabe gestellt. Das traditionelle Familienkonzert im Festspielhaus Hellerau bot die Möglichkeit, einen Blick auf die vielfältigen Ideen zu werfen, die unter der Anleitung der Komponisten Silke Fraikin und Johannes Korndörfer diesen heranwachsenden, kreativen Köpfen entsprungen waren. Das eigens für diese Zusammenarbeit gegründete Ensemble Klangkollektiv Opus Eins, bestehend aus professionellen Musikern renommierter Spezialensembles und Orchester, nahm seine Aufgabe nicht nur sehr ernst, sondern hatte auch sichtlich Freude an der Umsetzung. Dirigent Milko Kersten führte mit einer gelungenen Moderation durch das Programm.

Die insgesamt 20 Uraufführungen – einige nur wenige Sekunden lang, andere einige Minuten – wurden in kleinen Häppchen serviert, jedes für sich delikat und allein durch die Kürze auch leicht verdaulich. Schön war der Mut zum reduzierten Klang: So ließ Tom Seidel in seinem Stück „Tag am Strand“ Raum für die Klarinette; in Richard Zeißigs Werk „Wenn zwei sich streiten …“ hingegen konnten sich Bassklarinette und Kontrabass entfalten. Im übrigen ein Stück, das auf die Zwistigkeiten unter Geschwistern anspielt. Andere wiederum schöpften die Möglichkeiten des achtköpfigen Ensembles vollends aus und ließen orchestrale Vollklänge erstrahlen, wie Hannah Katterfeld, die die Geschichte von „Die Schöne und das Biest“ ohne Worte ziemlich komplett nacherzählte.

Witzige Einfälle gab es auch allerhand, wie in Katja Elisabeth Steudes Stück „Delfine“ für Klarinette und Violine, das so schnell vorbei war, wie Delfine wohl schwimmen können. Oder in Ole Lehnerts Komposition „Die Schmiede“, der die charakteristischen Schlaggeräusche des Schmiedens mit einer sogenannten Oberton-Triangel umsetzte – ein halbschaliges Gebilde, an dem mehrere Triangeln untereinander befestigt waren.

Eingängig war das Stück „Am Lagerfeuer“ der vierzehnjährigen Helene Scharfe, das neben Karl Anton Zeißigs Stück „Der Patronus“ – eine Anspielung auf Harry Potter – titelgebend für das Konzert war. Eindrucksvoll schilderte sie mit Musik, wie das Feuer in Gang kommt, man gesellig beisammen sitzt, ein Volkslied anstimmt und das Feuer am Ende langsam erlischt. Weniger experimentell, dafür mit sentimentaler Schönheit bedacht, waren die Werke zweier französischer Gastschüler, die am diesjährigen Sommerferienkurs teilgenommen hatten, im Gegensatz zu allen anderen Künstlern aber nicht zum Konzert anwesend waren.

Zwei Suiten führten zudem in das unerschöpfliche Genre der Filmmusik. Gepaart mit bekannten Melodien aus Filmen wie „Titanic“ oder „Der König der Löwen“, erklangen hier auch Sequenzen, die die Komponistenklasse Dresden während eines Workshops entwickelt hatte. Besonders reizvoll war eine Passage, die die Möglichkeiten von Wasser und Glas einfing. So wurden Flaschen und Gläser ebenso zu Musikinstrumenten wie das Blubbern von Wasserblasen zu Musik. In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft. So eben auch in der Musik.

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