Klang und Kunst und Kuchen

Dresdner Neueste Nachrichten – Hartmut Schütz, 22.05.09
Ins „Idyll“ von Bärwalde mit der Komponistenklasse Dresden
Der Morgen auf dem Lande beginnt mit dem Hahnenschrei. Glaubt man jedenfalls landläufig. Auf dem Hof der „Kulturscheune Bärwalde“ hörte sich das ganz anders an: vom Misthaufen kam kein Krähen, sondern nur intensives Schnarchen. Der Herold des Sonnenaufgangs hatte offenbar verschlafen. „Hahn am Morgen“ hieß die spaßige Installation, ersonnen von Laurin Stöckmann, Adrian Laugsch und Mia Kersten. Dieses kleine Detail gehörte zum nachmittäglichen Wandelkonzert mit dem Titel „Idyll“, zu dem die Komponistenklasse Dresden unter Leitung von Silke Fraikin mit neuester Musik und das project:olga mit einer Ausstellung beachtlich viel Publikum aufs Land gelockt hatten. […] Die fünf bildenden Künstler vom project:olga um den Maler und Grafiker Wolfgang Bosse brachen die Räume in ihrer idyllischen Anmutung auf, platzierten Malerei mit geometrischen Formen bis zu verfremdeten Landschaften inmitten von Heuduft und Kutschwagen […]. Inmitten der Räume und Bilder entwickelten die musikalischen Miniaturen der Kompositionsschüler weitere Ebenen, die auf andere Art das „Idyll“ humorvoll und spielerisch veränderten. Musiziert wurde in allen Ecken des Gehöfts und da die jungen Komponisten den Ort ausgiebig erkundet hatten, gab es zahlreiche Bezüge zwischen der Musik und den temporären Konzertpodien […] durchklang. Doch mit Horn und Alphorn (Andreas Roth), Klarinetten (Daniel Rothe), Schlagwerk (Maximilian Wutzler) und verschiedenen Tasteninstrumenten (Almut Weicht) ließen sich auch Brüche zur Schönheit des sonnigen Nachmittags darstellen, wie Tom Haas‘ „Idylle minus eins“ – gespielt im Rübenkeller – oder einige archaische Stücke mit energischem Trommelspiel und Bläserklängen zeigten. […] So bekam der schnarchende Hahn doch noch mit „Der verrückte Gockel“ von Clemens Kersten einen arbeitssamen Kollegen, der passend im Hühnergarten auf der Klarinette spielte. „Kaffeepause“ riefen zwei Musiker und setzten sich in die Gartenlaube, in der sie einer Idee von Svenja Kuhn folgend der Aufnahme ihrer eigenen Musik lauschten und dazu auf den Tassen konzertierten. […]

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